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Anna Samol: Elektronikerin, Gesellin.

Anna: Mit Power zurück ins Leben

Anna Samol ist in einem Handwerksbetrieb groß geworden. "Ich habe mich aber nie dafür interessiert, was mein Vater eigentlich so macht", erzählt die 22-Jährige quietschvergnügt nach ihrem Fotoshooting.

Hubschrauberpilotin wollte Anna werden. Doch am 17.11.2016 sollte sich ihr Leben komplett verändern. In der Oberstufe ist es ihr Ziel, Feuerwehrfrau zu werden. Mit 16 Jahren absolvierte sie eine Ausbildung bei der Feuerwehr. Bis heute steht die Leiterin der Kinderfeuerwehr bei Unfällen und Bränden in vorderster Reihe. "Weil ich klein bin, bin ich oft diejenige, die zuerst in einem verunfallten Auto erste Hilfe leisten kann."

"Das Metier lag mir"

Die junge Elektronikerin engagiert sich als Leiterin der Kinderfeuerwehr. Foto: © privatDie junge Elektronikerin engagiert sich als Leiterin der Kinderfeuerwehr. Foto: © privat

Nach der Ausbildung steht der Flugschein an. Der ist aber recht teuer. Anna wollte deshalb zur Bundeswehr gehen. Die Zusage, dort den Flugschein machen zu können, lag schon vor. Unterwegs mit dem Roller passierte dann das Unfassbare. Ein Auto nimmt Anna die Vorfahrt. Als sie wieder zu sich kommt, liegt sie schon seit Wochen im Krankenhaus. "Mein Gehirn war Matsch", sagt sie ungeschönt. Sie hatte schwerwiegende Kopfverletzungen und leidet unter zahlreichen neurologischen Ausfällen. Erinnerungen an ihr bisheriges Leben waren teilweise gelöscht.

Ihre Zukunft und ihr Traum vom Fliegen eines Helikopters landen in der Sackgasse. Zunächst. In der Reha erproben Therapeuten im Rahmen einer Berufstherapie, wie belastbar Anna sein kann. Der Schreinerkurs war schon belegt, also entscheidet sich Anna für die Elektrotechnik. Zunächst lötete sie kleine Bauteile und lernte Schaltungen zu stecken. "Mir hat es so viel Spaß gemacht, etwas zu erschaffen, was sich am Ende dreht oder blinkt", schildert sie die erste Begegnung mit der Elektrotechnik. Nach der Reha geht sie zu ihrem Vater: "Du, Papa, dass mit meinem Traum geht nicht mehr. Kann ich bei dir eine Ausbildung zur Elektronikerin machen?" Der Vater ist baff und skeptisch. Er schlägt der Tochter zunächst ein Praktikum vor. Schnell merken beide: "Das Metier lag mir."

"Es hat so sein sollen"

Am Verteilerkasten ist Anna in ihrem Element. Foto: © privatAm Verteilerkasten ist Anna in ihrem Element. Foto: © privat

Zunächst beendet sie das Abi. Holt alles nach, was durch den Unfall verlorengegangen war. "Ich hatte Probleme, mir Dinge zu merken. Aber dadurch konnte ich mein Gehirn wieder trainieren." Mit Beginn der Ausbildung zur Elektronikerin kehrten viele Erinnerungen zurück. Wenn sie bei Kunden war, fotografierte sie alles. "Wenn ich etwas vergessen hatte, holte ich mir die Erinnerung über die Fotos zurück." Heute ist Anna der Unfall kaum noch anzumerken. Manchmal schmerzt noch das Handgelenk. Manchmal vergisst sie auch etwas. "Ich habe mir Eselsbrücken geschaffen." Anna ist eine lebenslustige, aufgeschlossene und quirlige junge Frau, die mit beiden Beinen mitten im Leben steht. Mit Unterstützung ihrer Familie hat sich die Elektronikerin wieder ins Leben zurückgekämpft.

Anna hadert keine Sekunde mit ihrem Schicksal. Da, wo andere längst aufgegeben haben, läuft sie zu Höchstleistungen auf. "Ich denke, es hat so sein sollen." Inzwischen hat die Elektronikerin so viel Geld angespart, dass sie mit der theoretischen Ausbildung zur Hubschrauberpilotin starten konnte. Zuvor beichtet ihr der Vater ein Geheimnis. "Eigentlich wollte er auch Hubschrauberpilot werden." Doch weil Anna unterwegs war, hat er sich für die Familie entschieden. "Mein Vater hat seinen Traum für mich aufgegeben. Jetzt erfülle ich den Traum für uns beide." Was sie mit dem Flugschein macht, weiß sie auch schon ganz genau. Die Freileitungen, die die Städte und Dörfer mit Strom versorgen, werden durch Hubschrauber kontrolliert und gewartet. "Ich benötige nur noch eine Zusatzausbildung, dann kann ich diesen Job machen."

"Ich möchte zeigen, wie cool das Handwerk ist"

Anna liebt das Motorradfahren. Foto: © privatAnna liebt das Motorradfahren. Foto: © privat

Jeden Tag schätzt Anna die Arbeit im väterlichen Betrieb. "Es ist cool, die Zufriedenheit der Kunden zu erleben. Zu sehen, was ich erschaffen kann, dass sich etwas bewegt, leuchtet oder dreht. Es ist schön, dabei zu sein, wenn ich ein Haus von der Erdung bis zum ersten Anschalten des Lichtschalters begleite." Über Arbeitsmangel kann sich Anna nicht beklagen. Aufträge liegen bis zum Jahr 2025 vor. Leider fehlt es auch in der Elektrobranche an Nachwuchs. Deshalb ist Anna nebenher als Ausbildungsbotschafterin unterwegs und wirbt für eine Ausbildung im Handwerk. In Schulen erzählt sie ihren Weg, wie sie ihn gegangen ist. Und mit einem Augenzwinkern erklärt sie: "Hey, ihr müsst nicht erst einen Unfall bauen, um eure Erfüllung in der Elektrotechnik oder einem anderen Handwerk zu finden."

Aufgeben ist für die Handwerkerin keine Option. Ein Grund, warum Anna jetzt den Titel "Miss Handwerk" holen möchte. "Ich möchte zeigen, wie cool das Handwerk ist." Jeder kann sich hier selbst verwirklichen. Ziele hat Anna wie Sandkörner am Meer. Die Meisterprüfung steht an. Irgendwann die Übernahme des Betriebes. Die Begeisterung für ihren Beruf ist auf ihren jüngeren Bruder übergesprungen. Er absolviert genau die gleiche Ausbildung wie seine Schwester. Sein großes Vorbild. "Mein Leben ist wie ein Buch voller Abenteuergeschichten, von dem ich selbst die Autorin bin." Die nächsten spannenden Geschichten sind schon in Sicht. Wie ein Bootsführerschein, ein Tauchschein, eine Weltreise wäre auch prima. "Ich habe so viele Ziele, ich weiß, wie schnell man aus dem Leben gerissen werden kann. Ich möchte keine Sekunde meiner Lebenszeit verschwenden." Ob bei der Feuerwehr, in ihrem Beruf und bei der Verwirklichung ihrer Ziele - Anna wird immer in der ersten Reihe des Lebens stehen.

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