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Kira Stork: Schornsteinfegerin, Gesellin

Kira: Outdoor-Job mit Zukunft

Das Tragen eines Zylinders war das Privileg der Adeligen. Da ein Schornsteinfeger dem Hofstaat angehörte, durfte der Handwerker die edle Kopfbedeckung deshalb auch aufsetzen. Einzige Voraussetzung: Er musste Geselle sein.

Eine Grundlage, die Kira Stork längst erfüllt. Die Schornsteinfegerin aus Herford besitzt sogar drei dieser edlen, schwarz-glänzenden Zylinder. Einen hatte ihr der damalige Chef, Schornsteinfegermeister Volker Niemeier, gleich nach der Gesellenprüfung geschenkt. Einen Chapeau Claque hat sie von einem Kunden bekommen. Der dritte stammt von ihrem Urgroßvater. "Der ist zwar etwas eng, aber einen Zylinder trage ich meistens nur zu besonderen Anlässen." Das sind die Tage, wenn Kira und ihre Kollegen als Glücksbringer zum Beispiel bei Hochzeiten im Einsatz sind.

"Ich fand es gleich supercool"

Höhe ist für Kira kein Problem. Foto: © privatHöhe ist für Kira kein Problem. Foto: © privat

Schon als Kind ziehen Dächer Kira magisch an. Nicht immer zur Freude der Eltern, versuchte sie bei jeder Gelegenheit eine der so verlockend wirkenden Bedachungen zu erklimmen. Ein luftiger Ort entschied sie, der auch in ihrem Berufsleben eine wichtige Rolle spielen sollte. Nach der Schule folgte ein Praktikum bei einem Schornsteinfeger. "Ich fand es gleich supercool", beschreibt sie beim Fotoshooting ihren Weg in die schwarze Zunft.

Frühmorgens beginnt der Arbeitstag der Schornsteinfegerin. Wenn sie Glück hat, mit einem Sonnenaufgang. "An Tagen, wenn die Sonne scheint, ist es superschön, oben auf dem Dach den Sonnenaufgang zu erleben." Manchmal bleibt sie sogar etwas länger auf dem Dach, um diesen Augenblick zu genießen. "Ich weiß in dem Moment, die Leute, die in dem Haus vielleicht schon seit 20 Jahren leben, haben mit Sicherheit noch nie diese einzigartigen Minuten auf dem Dach ihres Hauses erlebt."

Kira sieht in ihrer Mission so etwas wie den TÜV für gut funktionierende Heizungen. Mit den Messungen der Kohlenmonoxid- und Abgaswerte von Heizungsanlagen, Schornsteinen und Öfen sorgt sie für die Sicherheit der Menschen. Denn wird das geruchlose Gas nicht rechtzeitig bemerkt, kann es zu tödlichen Unfällen kommen. "Je nach der Höhe der Konzentration kann das echt gefährlich werden." Wenn Kira aber wählen müsste, dann wäre ihre Welt die auf dem Dach. Unterwegs sein, an der frischen Luft arbeiten, das sind die Pluspunkte ihrer Arbeit. In einen Kamin klettern ist heutzutage eher eine Ausnahme. Auch als Glücksbringer fühlt sich Kira gut.

"Ich möchte nicht auf einem Fleck stehen bleiben"

Kira und ihr heißgeliebter Sportwagen: ein Toyota MR2. Foto: © privatKira und ihr heißgeliebter Sportwagen: ein Toyota MR2. Foto: © privat

In der Ausbildung hatte die 24-Jährige manchmal schon das Gefühl, eher Jura zu studieren. Die Gesetzestexte musste sie lernen. Die Bundesemissionsschutzverordnung und die Kehr- und Überprüfungsordnung und noch ganz viele andere Verordnungen, "die müssen schon sitzen. Und ich brauche viel technisches Know-how", sagt sie, und dass ihr Beruf eine große Bandbreite an Wissen erfordert. Viele Kunden nutzen sehr unterschiedliche Technologien. Auch beim Klimawandel übernimmt sie als Schornsteinfegerin eine wichtige Verantwortung. "Alleine schon durch die Energieberatung können Schornsteinfeger bei der Einsparung von Geld und Energie einen wichtigen Beitrag leisten." Mit dem geänderten Klimaschutzgesetz werden Öl- und Gasheizungen in den nächsten Jahren durch Wärmepumpen ersetzt. Damit Kira in Sachen Sicherheit und Schutz immer up to date bleibt, besucht sie zurzeit die Meisterschule. Danach soll eine Weiterbildung zur Energieberaterin folgen. Dann will sie schauen, was es sonst noch für Weiterbildungen gibt. "Ich möchte nicht auf einem Fleck stehen bleiben und aufhören zu lernen."

"Ich muss viel Wissen ansammeln"

Die Kunden staunen immer noch, wenn eine Schornsteinfegerin vor der Türe steht. In ganz Ostwestfalen-Lippe, schätzt Kira, gibt es noch fünf Kolleginnen. "Wir sind immer noch zu wenige", betont sie. "Wenn der Anteil auf 10 Prozent steigen würde, wäre das schon ein gutes Ergebnis."

Deshalb gehört sie jetzt auch zu den Finalisten der Wahl "Miss und Mister Handwerk". Sie möchte unbedingt Werbung dafür machen, dass noch mehr Frauen in einen Handwerksberuf gehen. "Mein Beruf", sagt sie, "ist nicht wirklich körperlich anstrengend. Ich muss viel Wissen ansammeln, viele Gesetzesinhalte lernen, aber richtig körperlich arbeiten, das kommt in meinem Beruf nicht vor."

Täglich genießt Kira bei ihrer Arbeit traumhaft weite Ausblicke. Foto: © privatTäglich genießt Kira bei ihrer Arbeit traumhaft weite Ausblicke. Foto: © privat

In ihrer Freizeit brennt die junge Schornsteinfegerin für PS-starke Schönheiten. Seit über vier Jahren pflegt sie einen MR2. Gefahren wird der japanische Sportwagen mit seinen hübschen Klappscheinwerfern eher selten. Wenn überhaupt, dann lässt Kira ihn nur bei schönem Wetter aus der Garage. Ein 200 PS-starker Toyota GT 86 hat sich gerade dazugesellt. "Ein sportliches Modell der Extraklasse", schwärmt Kira noch ganz beseelt vom Neuzugang. Auch hier sei "das Fahren nicht unbedingt das Entscheidende", lacht sie ausgelassen. "Am liebsten verwirkliche ich mich selbst durch das Auto. Ich möchte es gestalten. Es ist Kunst für mich." Deshalb soll der neue Wagen möglichst bald in einem frischen Grün umlackiert werden. Ein paar Teile können noch angebaut werden. "Ein Spoiler zum Beispiel", überlegt sie und betont überzeugend: "Seitdem ich das Auto habe, bin ich richtig zufrieden." Somit steht einer Fahrt in die Zukunft also nichts mehr im Wege. Und wenn das Glück ihr hold ist, führt dieser Weg sie direkt in die Selbstständigkeit.

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