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Franziska Kossendey: Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerin, Auszubildende.

Franziska: Auf dem Weg in die Zukunft

Bloß nicht stupide tagein, tagaus das gleiche System abspielen. Für Franziska "Franzi" Kossendey Horror. So kann es als Glücksfall gedeutet werden, dass die quirlige junge Frau aus einer Handwerkerfamilie stammt.

Das Fliesenstudio Kossendey aus Zimmern ob Rottweil wurde 1953 vom Urgroßvater gegründet. Franziska selbst sagt, "sie sei hopp-la-hopp" in die Betriebsnachfolge hineingerutscht. Doch von Anfang an ist klar, dass Franzi den Betrieb in die vierte Generation führen möchte. "Ein Privileg", erklärte sie schon 2019, als sie ein Teil der Kampagne "Karriere im Handwerk" der Handwerkskammer Konstanz war. Nach dem Abitur beginnt sie das duale Studium "BWL Handwerk", das sie 2020 erfolgreich mit dem Bachelor-Titel ablegte. Nebenher absolvierte sie die Ausbildereignungsprüfung.

"Qualität braucht Zeit und Fingerspitzengefühl"

Beim Fliesenschneiden sind Gehörschutz und Schutzbrille für Franzi selbstverständlich. Foto: © privatBeim Fliesenschneiden sind Gehörschutz und Schutzbrille für Franzi selbstverständlich. Foto: © privat

Während des Studiums wächst die Liebe zum Fliesenlegerhandwerk. "Mir wurde klar, dass ich unbedingt auch eine Ausbildung zur Fliesenlegerin absolvieren möchte." Die Welt der Fliesen ist unendlich. Es gibt so viele Farben und Muster. Das auf einen Nenner zu bringen? Unmöglich! Daher gleicht der Tag eines Fliesenlegers keinem Tag zuvor. Zum Repertoire gehört natürlich das Fliesen eines Badezimmers und ebenfalls ganze Wohnbereiche werden mit den schönsten Fliesen zum Beispiel in Beton- oder Holzoptik ausgelegt. Fliesen halten immer mehr Einzug auch im Wohnbereich. "Terrassen werden gefliest, Schwimmbäder, alles, alles gehört dazu." Langeweile kennt die 23-Jährige nicht. "Die Zeit bei der Arbeit vergeht wie im Flug. Es ist kurzweilig und abends fühle ich mich gut und konzentriert. Ich sehe, was ich geleistet habe."

Nur wenige Menschen wissen, wie präzise und genau man in diesem Beruf arbeiten muss. "Qualität braucht Zeit und Fingerspitzengefühl", gibt Franzi zu bedenken und findet es schade, dass viele Kunden erwarten, dass ein Raum schnell gefliest sein muss. "Aber Qualität braucht eben Zeit", wünscht sie sich, und dass ihr Handwerk mehr Wertschätzung erfährt. Die Ausbildung findet im elterlichen Betrieb statt. "Ich komme sehr gut mit meinem Vater klar. Wir genießen gerade die gemeinsame Zeit." Ärgerlich findet Franziska dagegen die noch immer vorhandenen Klischees über das Handwerk. "Wenn du nicht gut genug bist, gehst Du zum Bau. Diese Vorstellung finde ich total falsch und traurig. Es ist eine anspruchsvolle Arbeit. Als Fliesenleger musst Du gut in Mathematik sein. So einfach ist das nicht getan."

"Ich möchte Stück für Stück die Übernahme vornehmen"

Franzi mit ihrem Vater im Büro. Foto: © privatFranzi mit ihrem Vater im Büro. Foto: © privat

Um bei den Klischees zu bleiben, weiß die angehende Handwerkerin, dass die Vorstellungen vom Handwerk eine Frage des Images sind. Nach wie vor herrscht die Meinung vor, Handwerk ist unbequem, schmutzig und anstrengend. "Natürlich brauchst du Kraft. Natürlich gibt es auch einen Tag, wo du echt wuchten musst und die Knochen sich zu Wort melden, aber es gleicht sich immer aus", erzählt sie im Rahmen des Fotoshootings "Handwerks Miss&Mister", dass es in ihrem Beruf ebenso sehr feine Arbeiten gibt, die körperlich überhaupt nicht belasten. "Und das Gefühl, nach Arbeiten in der ganzen Wohnung die letzte Fliese zu verlegen, ist einfach unbeschreiblich. Wenn ich alles gefugt habe und das Endergebnis sehe, bin ich glücklich."

Parallel zur Ausbildung beginnt Franziska ein berufsbegleitendes Studium mit Schwerpunkt Wirtschaftspädagogik: Mit dem Master möchte sie die Ausbildung und das Studium abrunden. Dann soll eine Zeit als Gesellin folgen, "damit ich die Meisterprüfung schaffe", zählt Franzi die nächsten großen Bausteine auf. Wann genau die Betriebsübernahme erfolgt, steht noch in den Sternen. Nach der Vorstellung der Fliesenlegerin soll der Prozess schleichend vonstattengehen. Nicht von heute auf morgen. "Ich möchte Stück für Stück die Übernahme vornehmen. Bis ich mehr und mehr selbst mache und sagen kann: 'Papa, ich kann’s jetzt!'", lacht sie frisch und sympathisch.

"Einfach ausprobieren"

Gemütliches Entspannen am Kamin. Foto: © privatGemütliches Entspannen am Kamin. Foto: © privat

Gerade ist Franzi mit ihrem Partner, einem Dachdeckermeister, in die erste gemeinsame Wohnung gezogen. Ein riesiger Garten ist dabei und "es gibt immer irgendwas zu tun". Dann ist da noch Frodo. Der türkische Herdenschutzhund liegt den ganzen Tag in der Ausstellung. "Er ist quasi ein Firmenmaskottchen und ein vollwertiges Mitglied", lacht Franzi und ist froh, dank Frodo viel Zeit in der Natur verbringen zu können. In den Wettbewerb stolperte Franzi zufällig hinein. Auf Instagram entdeckt sie "Handwerks Miss&Mister". Von den Mitschülern der Berufsschule wird sie motiviert, die Bewerbung abzugeben. "Ich habe mich spaßeshalber beworben." Und schwuppdiwupp, den Sprung als Kalenderstar in den Handwerkskalender geschafft. Damit hat die lebenslustige junge Frau einen großen Schritt Richtung Catwalk in München geschafft.

An die jungen Leute gewandt, lautet ihr Tipp: "Einfach ausprobieren. Bei einem Bürojob weißt Du, da gehst Du jeden Tag an den gleichen Arbeitsplatz. Jeden Tag bist Du mit den gleichen Tätigkeiten beschäftigt. Ich bin jeden Tag auf einer anderen Baustelle. Ich habe Projekte, die ich von Anfang bis Ende durchziehe. Das schüttet Glücksgefühle aus!"

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